Apistogramma sp. „Wilhelmi“, ein Juwel unter den Zwergbuntbarschen von Kosta Efremidis

09.12.2013 14:31

Apistogramma sp. „Wilhelmi“, ein Juwel unter den Zwergbuntbarschen von Kosta Efremidis

 

Im Jahre 1999 gelang es Horst Linke und Mario Wilhelm, wohl einen der größten Juwelen der Gattung Apistogramma, nach Deutschland einzuführen. Im Lago Glemende, in der Nähe von Waledo am Rio Abacaxis, fingen die Beiden einen der hübschesten Zwergbuntbarsche, den ich je gesehen habe. Dieser Farbkracher wurde von Linke als Apistogramma sp. „Wilhelmi“ vorgestellt. Charakteristisch für die adulten Männchen ist die weinrote bis rotbraune Färbung um Maul- und Kehlregion und dazu das zwei Schuppen breite Längsband.

Im Jahre 2005 bekam ich, dank Günther und Carola Schau, ein Pärchen dieser wunderschönen Fische auf einer größeren Börse in Mannheim. Die Tiere sahen klasse aus und waren optisch gesund. Begeistert packte ich meine Fischtüte ein und fuhr zurück nach Frankfurt, wo ich bereits ein 60 cm Becken zurecht gemacht hatte. Das Aquarium war mit einigen Schieferplatten, Moorkinnwurzeln und Laub eingerichtet. Als Bodengrund verwendete ich feinen Quarzsand aus dem Baumarkt. Die Wasserwerte hatte ich dank Osmosewasser auf PH 6 und Leitwert 200µS/cm eingestellt. Die Temperatur lag bei ca. 25°C.

Die Fische schwammen 3 Wochen fröhlich durch das Becken, machten allerdings keine Anstalten sich fortzupflanzen. Dann passierte das Unvorstellbare. Mein Wilhelmi Männchen schaffte es eine Lücke in der Abdeckung zu finden, die nicht breiter als einen halben Zentimeter war, und sprang über Nacht aus dem Becken. Die Enttäuschung war riesig, als ich das Tier am nächsten Morgen fand. Da ich zu dieser Zeit keine Möglichkeit hatte an Ersatz zu kommen, starb die Art nach kurzer Zeit bei mir aus.

Es dauerte lange, bis ich mich wieder an Apistogramma sp.“Wilhelmi“ traute. Erneut war es Familie Schau, die mir Fische zum AKZ Jahrestreffen 2012 in Oberwiesental mitbrachte. Diesmal bekam ich gleich 3 Paare dieser Juwelen. Wieder war die Freude groß, als ich die Tiere mit nach Hause nahm. Im Gegensatz zu meinem ersten Versuch vor 7 Jahren, entschied ich mich diesmal die Wasserwerte näher an den natürlichen Lebensraum der Fische anzupassen. Laut Angaben in der Literatur, soll das Wasser einen PH von 3,9, eine GH, sowie KH <1 und einen Leitwert von 8µS/cm aufweisen. Ich stellte also die Werte in den drei 50er auf PH 4,8 und Leitwert 60µS/cm ein und ließ die Becken erst mal ohne Fischbesatz stehen. Die Temperatur lag wieder bei ca. 25°C.

Seit einiger Zeit setze ich neue Apistogramma nicht mehr direkt in die Zuchtbecken, sondern führe eine 1 wöchige Quarantäne durch, bei der ich die Fische gegen Parasiten und dergleichen behandle. Nach dieser Woche kamen die 3 Paare in je ein 50er Becken, das mit dunklem Sand, einer Moorkinnwurzel und zwei Höhlen ausgestattet war. Die Fische waren in den ersten Tagen sehr scheu und kamen nur zum fressen raus. Allerdings legte sich dieses Verhalten nach kurzer Zeit und man sah die Tiere immer öfter. Gefüttert wurde ausschließlich Lebendfutter in Form von Wasserflöhen, Artemia Nauplien, Grindalwürmchen und weißen Mückenlarven. Nach 2-3 wöchiger Eingewöhnung und wöchentlichem Wasserwechsel von ca. 30%, war es dann endlich so weit. Alle drei Paare laichten tatsächlich am gleichen Tag ab. Die Gelegegröße lag bei ca. 20-25 Eiern, was für die Größe der Weibchen ganz ordentlich war. Leider entwickelten sich nur 2 von 3 Gelegen.

Neun Tage konnte ich beobachten, wie die Weibchen vorbildlich ihre Lütten hüteten und selbst das Männchen nicht in der Nähe duldeten. Am neunten Tag schwammen die Jungen endlich auf und die Weibchen führten sie durchs Becken. Immer wieder war zu beobachten, wie die Mütter einzelne Babys aufnahmen, sie durchlutschten und wieder in den Schwarm spukten. Die Kleinen nahmen sofort nach dem Freischwimmen Artemia Nauplien auf und wurden von mir 2-mal täglich gefüttert. An den rosa Bäuchen war deutlich zu erkennen, dass sie fraßen.

In beiden Becken, in dem die Wilhelmi Damen führten, war das Verhalten 2 Wochen identisch. Beide Weibchen hielten die Brut zusammen und verteidigten sie sogar gegen das Männchen. Urplötzlich änderte sich aber die Lage. In einem der Aquarien übernahm das Männchen jetzt die Brut und das Weibchen wurde energisch verjagt. Als das passierte machte ich mir sorgen, dass die Jungen evtl. vom Vater mit der Zeit dezimiert werden könnten, aber ich ließ der Natur ihren Lauf. Zu meiner Erleichterung passierte nichts dergleichen. Nach 4 Tagen war die väterliche Fürsorge wieder vorbei. Von da an übernahm das Weibchen wieder die Brut und tat so, als wäre in den letzten Tagen nichts passiert. In der Zwischenzeit wurde die Brut in dem anderen Becken immer weniger. Von anfangs ca. 25 Tieren, waren nur noch 7 Junge übrig. Als nun auch noch das Männchen dem Weibchen gegenüber deutlich aggressiver  wurde, handelte ich und fing den Kerl raus. Er landete in einem anderen Becken in Einzelhaft. Endlich war Ruhe eingekehrt.

Vier Wochen nach dem Freischwimmen und der täglichen Fütterung mit Artemia Nauplien, war es mittlerweile so, dass die Kleinen nicht mehr in einem engen Schwarm der Mutter hinterher schwammen, sondern immer wieder ihre eigenen Wege suchten. Es war also Zeit die Alttiere vom Nachwuchs zu trennen. Ich setzte alle Jungen aus den zwei Becken zusammen und brachte die Eltern in zwei frische Aquarien unter. Leider waren aus den zwei Bruten nur noch 20 Tiere übrig, dennoch war ich sehr froh, dass ich meine Lieblings Apistogramma endlich vermehren konnte. Ich hoffe, dass nun beide Geschlechter dabei sind, damit ich die Art weiter pflegen und vermehren kann. Alleine wegen ihrer Attraktivität braucht man sich wohl kaum Sorgen zu machen, dass die Wilhelmi in den nächsten Jahren aus der Aquaristik wieder verschwinden. Obwohl ich die Erfahrung gemacht habe, dass es alleine wegen ihrer extremen Wasserwerte nicht einfach ist sie zu ziehen, bin ich mir doch sicher, dass es genug Liebhaber geben wird, die den Fisch für unser gemeinsames Hobby weiter vermehren.

 

Literatur:

- Koslowski, Ingo: „Die Buntbarsche Amerikas, Band 2 Apistogramma & Co.“; 1. Aufl. [2002]

- Linke, Horst, & Wolfgang Staeck: „Amerikanische Cichliden I –Kleine Buntbarsche“; 7. Aufl. [2001]

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