Zucht von Apistogramma agassizii „santarem Rotrücken“ von Kosta Efremidis

20.08.2012 20:54

Zucht von Apistogramma agassizii „santarem Rotrücken“ von Kosta Efremidis

 

Diesen wunderschönen agassizii sah ich zum ersten Mal im Jahre 2005 in der Zeitschrift  „Aquaristik aktuell“. Schon damals war ich begeistert von diesem Fisch, war er doch was anderes als die ganzen Zuchtformen, die man sonst so fand. In dem Artikel, der aus der Feder von Dr. W. Staeck stammt, konnte man raus lesen, dass Uwe Müller und Frank Wilhelm die Tiere züchteten. Jahre später sollte mir Uwe sagen, dass er sogar eine Auszeichnung für diese bekam. Leider hatte ich damals noch keinen Kontakt zu den beiden, weshalb mein Wunsch nach den Fischen unerfüllt blieb.

 

Einige Monate später konnte ich meinen Augen kaum trauen, als ich in einem kleinen Zooladen jede Menge dieser Prachtfische sah. Doch die Freude hielt nicht lange. In dem Verkaufsbecken tummelten sich zwar viele Tiere, nur waren es allesamt Männchen. Nach Nachfrage beim Verkäufer, ob man auch Weibchen bekommen könnte, sagte er nur: „Nein,…. Wieso denn, die Männchen sind doch viel schöner, die reichen doch“. Etwas verwundert über dessen Aussage verließ ich den Laden und nahm natürlich keine mit. Leider war das für viele Jahre das letzte Mal, dass ich den Fisch sah. Nun war mein Interesse geweckt und ich recherchierte, was Herkunft und Verbreitung anging.

 

Der agassizii wurde bereits 1875 zum ersten Mal vom Ichthyologen Steindachner beschrieben. Damals noch unter dem Namen Geophagus agassizii. Diese heutzutage sehr beliebte Art ist äußerst polychromatisch und variiert im Farbkleid. Das Verbreitungsgebiet ist groß und erstreckt sich quer durch Peru und Brasilien. Da ist es nicht verwunderlich, dass man den Fisch in verschiedenen Farbschlägen findet, zu der auch unser „santarem Rotrücken“ gehört. Leider ist bis heute nicht eindeutig geklärt, wo dessen Herkunft liegt. Ingo Koslowski zeigte 1994 in der Zeitschrift DATZ ein Foto eines Wildfang Männchens aus dem Einzugsgebiet des Rio Tefe. Heiko Bleher dagegen zeigte auf einem Poster ein Tier aus der Umgebung der Stadt Guajará-Mirim, die im Einzugsgebiet des oberen Rio Madeira liegt. Es ist also nicht wirklich klar, woher die Tiere kommen. Sicher scheint jedoch, dass es sich nicht um eine reine Zuchtform handelt.

 

Die Jahre verstrichen und 2011 ergab sich tatsächlich die Chance ein Pärchen zu bekommen. Im Vorfeld des AKZ Jahrestreffens 2011 in Markersbach, besuchten Marco von Werder und ich zum ersten Mal die Familie Wilhelm. Wir waren beeindruckt von deren Zuchtanlage und Fischen. Nach einer halbstündigen Besichtigung jedes einzelnen Beckens, entdeckte ich sie plötzlich. Sofort fragte ich Nadja Wilhelm, ob sie ein Pärchen „santarem Rotrücken“ abgeben könnte. Obwohl sie nicht mehr viele Tiere da hatte, versprach sie mir ein Paar mit nach Markersbach zu bringen. Am letzten Tag unseres Jahrestreffens gab sie mir dann die Tüte und ich fuhr voller Vorfreude zurück nach Frankfurt. Dort angekommen zogen die Fische in ein frisches 50er Becken. Die Wasserwerte lagen bei  ca. PH 6.0, Leitwert 150 µS/cm und einer Temperatur von etwa 25-26°C. Ausgestattet war das Aquarium mit Sand, etwas Moorkinnholz und 2 Höhlen. Die Tiere waren nahezu ausgewachsen und bekamen vom ersten Tag an Lebendfutter in Form von Artemia Nauplien, Wasserflöhen, weißen Mückenlarven und Grindalwürmchen. Sie zeigten von Beginn an keine Scheu und schwammen ständig im Aquarium umher.

 

So verging dann Woche für Woche und die Beiden standen prima, nur wollten sie einfach nicht zur Fortpflanzung schreiten. Nach einigen Monaten, in denen sich nichts am Verhalten der Tiere änderte, entschied ich mich ihnen ein neues Becken zur Verfügung zu stellen. Gesagt, getan und die zwei zogen in ein 60er, was ähnliche Wasserwerte aufwies. Die einzige Änderung war der PH Wert, der nun bei 5,5 lag. Nach drei Wochen entdeckte ich endlich, wie das Weibchen in eine Höhle verschwand und den Eingang mit Sand zuschüttete. Es schien so, als hätten sich die beiden entschlossen für Nachwuchs zu sorgen. Am nächsten Morgen war ich erleichtert, als ich ein kleines Gelege in einer der beiden Höhlen erblickte. Nach ca. 9-10 Tagen wich die Erleichterung und Enttäuschung machte sich breit. Das Weibchen führte ganze 6 Junge durchs Becken, die leider nach 3 Tagen verschwunden waren. Dies sollte das letzte Mal sein, dass die beiden für Nachwuchs sorgten. Sie schwammen weiterhin fröhlich durchs Becken, bis im April 2012 das Weibchen verstarb. Kurze Zeit später folgte ihr das Männchen. Der Versuch agassizii „santarem Rotrücken“ zu ziehen war gescheitert.

 

Zwei Monate später war es wieder Zeit für das alljährliche Jahrestreffen des AKZ und wieder stand ein Besuch bei Familie Wilhelm an. Lange überlegte ich, ob ich bei Nadja wieder Fische für einen erneuten Versuch ordern sollte. Schlussendlich entschied ich mich dafür und ich hatte Glück. Ich bekam ein Trio (1M uns 2 W). Nach einem wiedermal gelungenen Jahrestreffen fuhr ich nach Hause und setzte die Fische in ein 50er Becken. An der Ausstattung änderte ich im Vergleich zum ersten Versuch nicht viel. Wieder verwendete ich weißen Sand, etwas Moorkinnholz mit Javafarn und zwei Höhlen. Die Wasserwerte hatten sich allerdings geändert. Da ich diesmal reines Regenwasser mit ein wenig Leitungswasser vermischte, war der Leitwert bei ca. 50 µS/cm. Den PH Wert drückte ich mit Hilfe von schwacher Säure auf ca. 5,2 und die Temperatur lag bei ca. 25°C.

 

Ich setzte die drei bewusst zusammen, um dem Männchen die Möglichkeit zu geben, sich für eins der Weibchen zu entscheiden. Nach zwei Tagen war die Entscheidung klar und ich fing das zweite Weibchen raus und setzte es in ein anderes Becken mit den gleichen Wasserwerten. Das verbliebene Paar konnte sich nun im Becken breit machen. Gefüttert wurde wieder ausschließlich mit Lebendfutter. Diesmal ließen mich die Fische nicht so lange zappeln. Nach ca. 2 Wochen konnte ich ein Gelege in einer der Höhlen entdecken. Das Weibchen bewachte es wachsam und lutschte immer wieder an einzelnen Eiern, um sie von Kleinpartikeln sauber zu halten. Ich war froh, als ich sah, dass sie deutlich mehr als 6 Eier bewachte. Nach 2-3 Tagen schlüpften die Larven und es war jetzt oft zu beobachten, dass das Männchen nichts mehr zu melden hatte. Aus Erfahrung weiß ich, dass sich das schlagartig ändern kann und sich der Spieß umdreht. Wenn das passiert, ist es meist um den Nachwuchs geschehen. Deshalb entschloss ich mich, den Kerl raus zu fangen und zu dem anderen Weibchen zu setzen. In den folgenden Tagen war klar zu sehen, dass deutlich weniger Stress im Becken herrschte. Das Weibchen bettete noch 2 bis 3 mal die Larven um und nach ca. 9 Tagen konnte ich zum ersten Mal sehen, wie die Jungfische frei schwammen. Im Vergleich zu meinem ersten Versuch mit 6 Jungtieren, waren es diesmal mehr als 30 Tiere. Von da an bekamen sie 2 mal am Tag frisch geschlüpfte Artemia. Man konnte schön beobachten, wie sie immer wieder danach pickten und sich langsam die Bäuche füllten. Nach ca. 2 Wochen trennte ich die Mutter von Ihren Jungen, da die Pflege langsam nachließ. Die weitere Aufzucht lief ohne größere Zwischenfälle ab und war problemlos.

 

Leider ist der agassizii „sanatrem Rotrücken“ nicht sonderlich verbreitet in unseren Aquarien, was ich bei seiner Schönheit kaum verstehen kann. Ich hoffe trotzdem, dass sich das in den nächsten Jahren ändert und noch mehr Aquarianer sein interessantes Verhalten, sowie sein ansprechendes Aussehen bewundern möchten. Ich hab es gerne getan und tue es noch immer.

 

Literatur:

 

Koslowski, I. (1994): Apistogramma Arten aus dem Rio Tefe. DATZ 47 (3): 152-156

Staeck, W. (2005): Die Rotrücken Variante von Apistogramma agassizii. Aquaristik aktuell 1/2005: 10-13             

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